Angedichtet – Kunst, die aus dem Rahmen fällt

Wir haben es tatsächlich geschafft!

Trotz aller Beschränkungen und Auflagen der letzten Monate ist die neue Anthologie der Solinger Schreibwerkstatt seit dem 2.11. nun endlich im Handel. Ein dickes DANKE an alle, die mit viel Einsatz dazu beigetragen haben. Allen voran Katrin und Wolfgang Grabowskisowie Bernhard Schreiber. Eigentlich wollten wir sie bei einer weiteren Lesung im Solinger Zentrum für verfolgte Künste präsentieren und damit den Abschluss eines dreijährigen Projektes feiern. 2018 sind wir erstmalig aufgebrochen und haben uns von den Kunstwerken des Museums zu Texten inspirieren lassen und sie in einer abschließenden Lesung dort auch präsentiert. 

Dies kam beim Publikum so gut an, dass wir uns zu einer Fortsetzung entschlossen. Dies um so lieber, da wir im ersten Durchgang längst nicht alle Ideen umsetzen konnten, bzw. alle Kunstwerke berücksichtigen. Eigentlich ist das auch heute noch nicht so viel anders. Das Museum bietet so viel, dass sich sicher noch viele Geschichten dort finden lassen würden. Aber man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist. 

Das vorliegende Buch versammelt alle entstandenen Texte und stellt sie den jeweiligen Künstlerinnen und Künstlern gegenüber. Es war schon spannend zu erleben, wie extrem unterschiedlich die Werke sich auf die Texte, bzw. die jeweiligen Autorinnen oder Autoren ausgewirkt haben. 

Ich selbst habe mich durchaus schwergetan, einen Text zu schreiben. Was nicht heißt, dass ich nicht sofort von dem ein oder anderen Werk angetan war. Im Gegenteil. Aber alles was mir in den Sinn kam, wollte irgendwie so gar nicht zu einem brauchbaren Gesamttext werden. Letztlich hat es bis zum dritten Durchgang gedauert, bis die Geschichte „Der Auftrag“ entstanden ist. Auslöser war ein Frauenportrait Eric Isenburgers, ein Bild Tatjana Barbakoffs, einer Tänzerin und Freundin der Familie, das mir seit der allerersten Begegnung nicht aus dem Kopf gegangen ist. Bereits beim ersten Sehen hat mich die Wirkung der abgekratzten Farbschichten ungemein fasziniert und das Wort ‚Verblassen‘ nachhaltig in meinem Kopf kreisen lassen. Wahrscheinlich auch, weil ich am Morgen des Museumsbesuchs den Satz „Sichtbarkeit ist die Basis für Selbstakzeptanz“ gelesen hatte, der jedoch zu einer ganz anderen Geschichte  führte. In einem völlig anderen Kontext zwar, aber auch hier kam er mir wieder in den Sinn. Was passiert mit Menschen, wenn man sie ihrer Sichtbarkeit beraubt? Wenn man ihre Einträge aus Nachschlagewerken tilgt, ihre Bilder verbannt und/oder verbrennt, ihnen Berufsverbote auferlegt, sie so letztlich nahezu unsichtbar macht? Oder noch schlimmer: Sie mit einer Nummer statt eines Namens versieht und millionenfach interniert, missbraucht und vernichtet? 

Fragen, die ich mir bis heute nicht beantworten kann und deren Beantwortung ich mir auch nicht anmaßen möchte. Es gibt Dinge, die sind unvorstellbar. So habe ich mich im ersten Jahr darauf beschränkt die Einführungsworte zu verfassen, die unserer Schreibwerkstatt ein Anliegen waren. Denn nicht nur ich tat mich schwer mit dem Schreiben, wir alle fragten uns kann man dies oder jenes sagen, muss der zeitgeschichtliche Kontext sich zwingend in den Texten wiederfinden, … An diesen

Im zweiten Durchgang habe ich quasi den Abspann übernommen und meinen Text über den Besuch im jüdischen Museum in Berlin beigesteuert. Ein Erlebnis und ein Text, die mir bis heute ungemein wichtig sind, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass wir die Verantwortung haben aus der Geschichte für die Gegenwart zu lernen. Dazu brauchen wir Museen wie das Solinger und Berliner gleichermaßen. Und weil das so ist, fließt der Gewinn aus dem Bücherverkauf uneingeschränkt an das Zentrum für verfolgte Künste. Ein weiterer guter Grund es zu erstehen! Gern via Mail direkt bei mir oder aber bei den unten aufgeführten Verkaufsstellen.

Neugierig geworden? Hier geht es zum Buchtrailer

Angedichtet – Kunst die aus dem Rahmen fällt

Ab dem 2.11.2020 in den Solinger Buchhandlungen Kiekenap (Düsseldorfer Str. 56, SG Mitte) und Bücherwald (Walter Kirchplatz 36, SG Wald), der VHS Solingen (Mummstraße 10, SG Mitte)und dem Solinger Tageblatt (Mummstraße 9, SG Mitte) sowie über die Autorinnen und Autoren erhältlich. 

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